Die Institution des Kirchensonntags besteht schon seit über 100 Jahren in der Berner Landeskirche. Von Anfang an war die Idee, den Menschen aus der Kirchgemeinde ohne den Spezialistenhintergrund der zünftigen Theologie das Wort zu geben: Leuten aus dem Volk eben, die ihren Bezug zur Kirche ihres Ortes dokumentieren, kommentieren, publik machen. Es sollen die «guten Werke» der Gemeinde zum Zug kommen. Immer am ersten Sonntag im Februar feiern wir deshalb ohne Auftritt des ordinierten Amtes. Die Pfarrer wirken im Hintergrund. Die Synode hat im Vorfeld des diesjährigen Kirchensonntags einige Impulse zum Thema «ich – du – wir – ihr: Sich in die Gemeinschaft einbringen» bereitgestellt, die uns zum Nachdenken anregen. Was tun also Menschen in unserer Kirchgemeinde mit ihren Talenten zum Wohl der Gemeinschaft? Dazu werden verschiedene kirchennahe und kirchenfernere Personen zu Wort kommen: zwei Konirmandinnen, eine Gemeinderätin, eine Kirchgemeinderätin und ein Kirchenmusiker.
Das Nachdenken über Gemeinschaft hat eine sehr lange Geschichte. Man hat sich mit ihnen bereits im Alten Griechenland mit der «Polis» als Staatsverband mit den Mitgliederkategorien Vollbürger, Frauen und Sklaven auseinandergesetzt. Zum Glück hat sich über die Jahrhunderte in vielen Gemeinschaften das Prinzip der Gleichberechtigung durchgesetzt. Heute verstehen wir unter einer Gemeinschaft soziale Gruppen wie beispielsweise die Familie, Gemeinde, Vereine, der Freundes- kreis oder eben die Kirchgemeinde. Leider
ist der zunehmende Individualismus der letzten Jahrzehnte der Zugehörigkeit und dem Aufgehobensein in Gemeinschaften abträglich. Mit der Corona-Pandemie findet derzeit eine Rückbesinnung auf deren Werte statt. Kirche stellt sich den Fragen der Zeit. Einer Kirchgemeinde zugehörig zu sein heisst nicht einfach, jeden Sonntag in die Kirche zu gehen. Es bedeutet auch, sich mit anderen Menschen auszutauschen und das Evangelium mitzunehmen, es zu einem Faktor zu machen. Wie stark der ist, ob riesig oder klein, gelegentlich verschwindend klein, spielt keine Rolle. Es ist da und es wird bejaht. In einer Zeit, wo alles relativ ist, alle Werte zur Disposition stehen, ist der Austausch mit Menschen in der Kirche für alle Seiten wichtig und hoffentlich auch stärkend.
Den Musikrahmen für das Ereignis bieten gleich zwei Musiker: Andreas Marti sitzt oben auf der Orgel, Rainer Walker unten am Cembalo. Im Wechsel spielen sie 12 Variationen des Barockkomponisten Georg Böhm zu «Freu dich sehr, o meine Seele» im Wechsel.
Für alle Kinder von Vorschulalter und Unterstufe machen wir parallel zum Gottesdienst ein spannendes Programm mit Geschichten und Basteln zum Thema Gemeinschaft.
Im Anschluss an den Gottesdienst offeriert das OeME-Team einen Apero mit Züpfen und Getränken in der Alten Mühle.
Rainer Walker, Musiker
Andreas Würgler, Kirchgemeinderat
Roland Diethelm, Pfarrer