Ostern 2021

Vorschau

  

wenn du in deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn von den Toten auferweckt hat …

Das Wort ist nahe, so schreibt es der Apostel Paulus an die Gemeinde in Rom, das Wort des Glaubens, das wir verkündigen. Das Wunder der Auferstehung ist vielen fern, heute wie damals. Es mag an mangelnder “religiöser Musikalität” liegen. Es gibt auch einen religiös hellhörigen Grund: Der Glaube ans Wunder der Auferstehung führt über den Stein des Anstosses.
Nicht irgendein Frühlingserwachen, sondern das Ja zum Gekreuzigten feiern wir an Ostern. Der heilige Gott nimmt den Gemarterten als Gesicht zu uns Menschen an. Gott im scheiternden Menschen erregt Anstoss.
Das jüdische Pessachfest hatte den Dank für die Ernte des Winterweizens mit der Erinnerung an die Flucht aus dem Sklavenhaus Ägyptens mit seinen Fleischtöpfen und Plagen verbunden. Die christliche heilige Woche umfasst ein ganzes Drama: Den triumphalen Einzug in Jerusalem (am Palmsonntag), die Stiftung des neuen Bundes in seiner Lebenshingabe, seinem Blut, und als seine Gegenwart bei uns, als seinen Leib (am Gründonnerstag), die Katastrophe des Justizmordes in den Hallen der Grossen dieser Welt und auf der
Hinrichtungsstätte Golgota draussen vor der Stadt (am Karfreitag), die Grabesruhe (am Karsamstag) und die Botschaft vom Triumph der Auferweckung des Gekreuzigten am dritten Tag (am Ostermorgen); sie
zusammen schenken uns das grösste Fest der Christenheit. Ein Drama.
Wer sich auf den Weg der Erinnerung begibt, wird diese Botschaft hören, erfahren und sie begehen. Dabei wird er sich an die dunklen Momente seiner eigenen Geschichte erinnern. Christus, den ein unbekannter Künstler vor 750 Jahren im Rheinauer Psalter gemalt hat, mit einem Bein noch im Grab, wird geradezu gen Himmel hinaufgezogen. In sich offenbarender Geste dreimal so gross wie die grabbewachende Soldateska. Die drei Soldaten, dem aufgesprungenen Grabdeckel knapp ausgewichen, kriechen nun darunter hervor. Sind sie mürrisch und vorwurfsvoll? Oder nachdenklich und schlicht entwaffnet? Kommen Sie an unsere Passions- und Osterfeiern und erinnern Sie sich zusammen mit uns an diese anstössige und dramatische Geschichte!
Pfr. Roland Diethelm

Bildlegende:  „Auferstehung Jesu Christi aus dem Grabe“ aus dem Rheinauer Psalter
Diese hochgotische Buchmalerei in zarten Farben und verziert mit Gold ist eine von 11 ganzseitigen Miniaturen des Rheinauer Psalters, hergestellt in Süddeutschland in der Mitte des 13. Jahrhunderts

Zentralbibliothek Zürich, Ms. Rh. 167, f.
107 recto; Bildgrösse original ca. 18×13,5 cm.

 

Vorherige News
Zum Gedenken an unsere Sekretärin Monika Petitat
Nächste News
Ökumenische Osterfeier für Kinder und ihre Familien

Andere News

Menü