Offene Kirche am Vierten Sonntag im Advent 2020

Bericht, Gottesdienste

  

In der Advents- und Weihnachtszeit sind Präsenz und Botschaft der Kirche erst recht gefordert. Ein klassischer Gottesdienst ist unter den Bedingungen der Pandemie nicht möglich. Deshalb begrüssen wir Sie von 10 Uhr bis 12 Uhr zur «Offenen Kirche». In dieser Handreichung finden Sie eine Anleitung zur persönlichen Andacht, Gebete und Meditationen mit Informationen zum Sonn- und Feiertag. In der offenen Kirche erklingt zur ganzen und halben Stunde Musik an der Orgel Bass und Violine. Vorne steht der Fürbittetisch bereit. Sie können eine Kerze für Ihre Lieben anzünden, Ihre Anliegen ins Fürbittebuch schreiben oder einfach die gemeinsame Stille im Raum und den Weihnachtsbaum geniessen. Im Chor haben wir eine angenehme Sitzgelegenheit eingerichtet. Dort sind wir Seelsorgenden für ein persönliches Gespräch und Gebete bereit.

Zum Hohen Vierten Sonntag im Advent erklingen die Adventslieder. Dina Kehl und Irene Benito spielen an der Orgel, auf der Violine, Gambe und dem Kontrabass. Ruth Loosli und Lavinia Mazzolena zeigen Ihnen die neuen Fensterbilder an den Oberlichtern der Alten Mühle vom Wohnen Gottes unter den Menschen.

Das Format spielt Ihnen den Ball zu, was Sie in der Kirche machen möchten und was lieber zu Hause oder gar nicht. Sie sind frei, jederzeit zu kommen und zu gehen und solange zu bleiben, wie es Ihnen guttut. Um zwölf Uhr schliessen wir die Offene Kirche mit dem Mittagsgebet aus der benediktinischen Tradition ab.

Vierter Sonntag im Advent

Am heutigen Vierten Sonntag im Advent wird die Nähe Gottes gefeiert. Seine Ankunft steht unmittelbar bevor. So unmittelbar, dass nur noch Freude die richtige menschliche Reaktion sein kann. Der Himmel kommt zur Erde herab, Gott nimmt Wohnung bei den Menschen. Die Gottesstadt am Zion sprengt ihre Ketten und füllt sich mit Jauchzen. Der Engel Gabriel tritt zu Maria und kündigt ihr die Geburt ihres Sohnes als Erlöser für das Volk Israel und die ganze Welt an.

Lesung

«Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. So jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich eingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir» (Offb 3,20).

Psalmgebet

Wir möchten mit unseren Stimmen einstimmen in die uralten Sätze von Lob, Erfahrung und Sehnsucht.

Halleluja! Lobt den HERRN vom Himmel her, lobt ihn in den Höhen:
Lobt ihn, all seine Engel, lobt ihn, all seine Heerscharen,
lobt ihn, Sonne und Mond, lobt ihn, all ihr leuchtenden Sterne,
lobt ihn, ihr Himmel der Himmel, ihr Wasser über dem Himmel!
Loben sollen sie den Namen des HERRN; denn er gebot und sie waren erschaffen.
Er stellte sie hin für immer und ewig, ein Gesetz gab er – und nie vergeht es.
Lobt den HERRN von der Erde her: ihr Ungeheuer des Meeres und alle Tiefen,
Feuer und Hagel, Schnee und Nebel, du Sturmwind, der sein Wort vollzieht,
ihr Berge und all ihr Hügel, ihr Fruchtbäume und alle Zedern,
ihr Tiere alle, wilde und zahme, ihr Kriechtiere und ihr gefiederten Vögel,
ihr Könige der Erde und alle Völker, ihr Fürsten und alle Richter der Erde,
ihr jungen Männer und auch ihr jungen Frauen, ihr Alten mit den Jungen!
Loben sollen sie den Namen des HERRN, denn sein Name allein ist erhaben, seine Hoheit strahlt über Erde und Himmel. Er hat erhöht die Macht seines Volks, zum Lob für all seine Frommen, für die Kinder Israels, das Volk, das ihm nahe ist. Halleluja! (Psalm 148)

Du treuer Gott,
wie gut, dass aufgeschrieben ist,
was du an Israel getan hast,
wie gut, dass die ganze heilige Schrift
bis heute Quelle der Hoffnung, Sehnsucht und Liebe ist.

Wir erkennen deine Gegenwart im Licht und in den Farben des Himmels.
In den Blüten der Blumen und in der Stille der Abend-Schatten.
Wir vernehmen deine Stimme in allen Geschöpfen.
In Achtsamkeit, Zärtlichkeit und Nächstenliebe.
Gott, diese gemeinsame Zeit, in der wir heute feiern, sie gehört dir.
Deine Güte ist in unserer Freude und unserem berührt sein verborgen.
Du wiegst unsere Trauer in deiner Hand.
Denn du treuer Gott bist da, wo Menschen leben, leiden, lieben und hoffen.
Amen.

Gedanken zur Meditation

Die vier Wochen vor Weihnachten heissen bekanntlich Advent. Das lateinische Fremdwort bedeutet „Ankunft“: Ankunft Gottes in der Menschheitsgeschichte, Geburt des Gottessohnes. Also bereitet man sich auf Weihnachten vor. Jedem lieben Menschen ein persönliches Geschenk auszusuchen, wichtige Leute einzuladen oder eine tägliche Zeit für sich und Gott freizuhalten: Zeichen, dass wir einander etwas bedeuten. Die Realität der Adventszeit sieht oft anders aus. Ich ermüde schon an der Vorbereitung, gehetzt vom Jahresabschluss in Endzeitstimmung. Und verzweifle am eigenen Anspruch, an Weihnachten auf keinen Fall mit leeren Händen dazustehen. Denn wie soll ich die Liebe feiern, wenn ich nicht mit vollen Händen schenken kann! Immer dann tut es mir gut, dass Advent auch bedeutet: Gott kommt zur Welt auch ohne meine Vorbereitungen. Ich muss mich gar nicht vorbereiten, um zu Gott zu gelangen. Er kommt zu mir. «Er kam in sein Eigentum. Die Seinen aber nahmen ihn nicht auf. Die ihn aber aufnahmen, denen gab er Vollmacht, Gottes Kinder zu werden,» lautet die Weihnachtsbotschaft des vierten Evangeliums. Im Glaubensbekenntnis heisst Advent, dass Jesus Christus wiederkommen werde, zu richten die Lebenden und die Toten. Oft stellen wir uns dann einen herrlich einherschreitenden Richterkönig vor, wie ihn Michelangelo in der Sixtina gemalt hat. Der im jüngsten Gericht die Schafe von den Böcken trennt, die Sünder von den Gerechten. Die einen in die Höllenfahrt schickt als Konsequenz und Verlängerung ihres schrecklichen Lebens ins Unendliche – und die anderen in den Glanz seiner himmlischen Freude aufnimmt. Mit einem alten Hymnus zum Morgenlob blicke ich mit leeren Händen zu einem Gott „und bitte ihn um sein Verzeih’n, dass, wenn im Licht er wiederkommt, sein Glanz die Welt mit Schrecken schlägt, er nicht die Sünde strafend rächt, uns liebend vielmehr bei sich birgt.“ Im Wort der Offenbarung tritt der Herr aber selber an unsere Tür, klopft an und bittet um Einlass. Er ist bereit, in mein Gemach einzutreten, in meinem Herzen Platz zu nehmen und es mit seiner Liebe Licht zu erhellen und zu wärmen. Denn es ist sein Eigentum, und nichts wünscht er sich mehr als dass ich mich so erkenne und ihm selber so schenke.

Pfr. Roland Diethelm

Fürbitten

Barmherziger Gott, du willst eine Kirche, die von der Hoffnung und Freude, aber auch von der Trauer und Angst dieser Welt nicht unberührt bleibt.
So tragen wir dir unsere Bitten vor:

Wir fühlen uns oft ohnmächtig und meinen, dass es an den anderen liegt, die Welt zu verändern.
Wir bitten dich, dass dort, wo wir täglich leben und arbeiten, eine neue Gemeinschaft möglich wird in der du aufleuchten kannst.

Wir bitten dich, erhöre uns!

In vielen Ländern der Erde werden die Menschenrechte mit Füßen getreten.                                                                       Wir bitten dich, stehe den Gefangenen bei und schenke denen, die sich für sie einsetzen, die Vision von einer gerechteren Welt und lasse sie stets kraftvoll bleiben.

Wir bitten dich, erhöre uns!

Viele junge Menschen sind geneigt, aus den gängigen Vorstellungen und Normen der Gesellschaft auszubrechen. Wir bitten dich, schenke ihnen den Mut und die Kreativität sich freizukämpfen, um neue und tragfähige Formen für ihr Leben zu finden.

Wir bitten dich, erhöre uns!

Wir bitten dich für alle, die diese Adventstage in Einsamkeit, Krankheit oder in irgendeiner anderen Not verbringen. Lass sie nicht in Depression und Hoffnungslosigkeit verfallen.

Barmherziger Gott, du bist mit deinem Volk einen Bund eingegangen.
Auch wir dürfen auf deine Zusage vertrauen.

Wir bitten dich, erhöre uns!

Segen

Möge dann und wann deine Seele aufleuchten im Festkleid der Freude.
Möge dann und wann deine Last leicht werden und dein Schritt beschwingt wie im Tanz.
Möge dann und wann ein Lied aufsteigen vom Grunde deines Herzens,
das Leben zu grüssen wie die Amsel den Morgen.
Möge dann und wann der Himmel und das Glück über deine Schwelle treten.
Dein Segen begleite uns im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen.

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