Am Abend des Gründonnerstags rufen wir uns die Pessachfeier der Juden in Erinnerung. Dieses Fest, das den Auszug des jüdischen Volkes aus Ägypten feiert, feierte Jesus vor seiner Festnahme mit den Jüngern und interpretierte es neu. Die Konfirmandinnen und Konfirmanden feiern am Gründonnerstag das Ritual der Fusswaschung. Sie können ebenfalls daran teilnehmen oder still zuschauen.
Gründonnerstag, 6. April, 20.00 Uhr in der reformierten Kirche
Ostern geht in vielerlei Hinsicht auf das Pessachfest der Juden zurück. Die Feier des Auszugs aus dem Sklavenhaus Ägypten und die Rettung vor der Streitmacht Pharaos im Schilfmeer begründet die Hoffnung des jüdischen Volkes auf Gottes Hilfe in Gegenwart und Zukunft. Im Laufe der Jahrhunderte bildete sich eine Feier heraus, die wir als Pessach-Seder kennen. Welche Form genau zur Zeit des Jesus aus Nazaret gefeiert wurde, ist im Dunkel der Geschichte. Jedenfalls erzählen die Evangelien, wie Jesus in seiner jüdischen Tradition das Mahl mit seinen Jüngern hielt und dabei neu interpretierte: als Vermächtnis im Hinblick auf seinen baldigen Tod und als Hoffnungszeichen für das kommende Reich Gottes, den er als liebenden und vergebungsbereiten Vater im Himmel verkündigt hatte. Er berief Menschen aus ihrem Alltag in seinen Dienst und gründete eine neue Bewegung mit einem anderen Verhalten als der gewohnten Hackordnung im Überlebenskampf. Als Zeichen dieser neuen Gemeinschaft übernahm der Meister selbst den Dienst des Haussklaven und wusch seinen Schülern die Füsse.
Am Abend des Gründonnerstags feiern wir deshalb das Ritual der Fusswaschung und erinnern uns an die Einsetzung des Abendmahls aus dem Pessach-Seder. Die Konfirmandinnen und Konfirmanden waschen sich gegenseitig die Füsse. Sie können sich ebenfalls gegenseitig die Füsse waschen oder waschen lassen oder dem würdevoll innigen Ritual still zuschauen. Nachher werden wir das Mahl an einem langen gedeckten Tisch in der Kirche feiern. Die Speisen erinnern uns wie in der jüdischen Liturgie an den Auszug aus Ägypten. Über Brot und Wein sprechen wir die Beraka, den Segen, mit dem wir Gott für seine Gaben danken und als Herrn der Geschichte anrufen. Mit dem Brot nimmt uns Jesus in seine Lebenshingabe hinein. Mit dem vierten Kelch – dem Kelch des Heils – erneuert er den Bundesschluss zwischen Gott und seinen Menschen, seit Adam und Noach über Abraham und Moses bis hin zu Jesus.
Pfr. Roland Diethelm