Die 150 Psalmen sind in der Sammlung des biblischen Psalters in fünf grössere Bücher oder „Schriftrollen“ gegliedert. Das fünfte Buch umfasst dabei mehrere Gruppen von Psalmen wie das „Kleine oder tägliche Hallel“ (Ps 146-150), über das ich im vergangenen Sommer gepredigt hatte, oder den „Wallfahrtspsalter“ (Ps 120-134) der Jerusalem-Pilger, das wir in den Gottesdiensten im Herbst bis Weihnachten ausgelegt hatten.
Wie das tägliche Hallel so wird auch die Gruppe des „Ägyptischen Hallels“ gekennzeichnet durch den Ausruf „Hallelu-jah“, „Lobpreist den HERRN!“ Das „Ägyptische Hallel“ umfasst die Psalmen 113 bis 118 und heisst auch „Pessach-Hallel“. Die Bezeichnung verdanken die 6 Psalmen ihrer ausgiebigen Erinnerung an die Befreiung Israels aus Ägypten besonders im Ps 114. Aber auch die anderen Psalmen spielen auf Themen an, die mit der Erinnerung an die Rettung Israels verbunden werden: Gott JHWH hat Macht über andere Völker, ist unvergleichlich, den Götzen überlegen und rettet aus der Todesbedrohung. Neben den regelmässigen und damit namengebenden Aufforderung zum Loben („Hallelu-jah“) bringen die Dankopferankündigung im Psalm 116 und eine Art Tempeleinzugsliturgie des langen Psalms 118 den Betenden zumindest in seiner Vorstellungswelt in den Tempel.
In der Liturgie der Synagoge und des rabbinischen Judentums wird das Ägyptische Hallel an den grossen Wallfahrtsfesten, insbesondere in der Pessach-Liturgie gebetet. Wir haben es zusammen mit dem „Grossen Hallel“, dem langen und doppelchörig strukturierten Psalm 136 (auf jede Aussage folgt der immer gleiche Antwortgesang: „denn seine Güte währet ewiglich“) und den Lesungen der Exoduserzählung in der Feier am Gründonnerstag rezitiert. Mit der Auslegung der Psalmengruppe in der Osterzeit zwischen dem Ostersonntag und Pfingsten schliessen wir uns dieser alten liturgischen Tradition an.
Die Predigtreihe in der Osterzeit zum ägyptischen Hallel umfasst folgende Gottesdienste: