Abschied vom Oberaargau

Auf den ersten August wechsle ich ins Pfarramt der Schaffhauser Stadtkirchen St. Johann und Münster. Die Wahl an eine solche Stelle mit den zwei tausendjährigen grossartigen Kirchen bedeutet für mich eine grosse Ehre. Zum neuen Schuljahr werde ich nach viereinhalb Jahren mit meiner Familie aus dem Oberaargau an den Hochrhein ziehen.

Wenn ich meine Zeit in Wangen an der Aare vor dem inneren Auge passieren lasse, dann sehe ich das schmucke Städtli mit der Befestigungsanlage, dem Eckturm im Nordwesten, den grasenden
Rindern und blühenden Obstbäumen davor, den geschützten Pfarrgarten, wo Feigen reiften und ein Olivenbäumchen grünen konnte, die im Sonnenlicht glitzernde Aare, die warme und menschenfreundliche Kirche mit der schönen Kanzel und der wunderbaren Orgel, beide
aus Nussbaumholz – und ihren hervorragenden Organisten.
Ich sehe Menschen, welche um den Abendmahlstisch stehen und innig versonnen Brot und Wein zu sich nehmen, Jugendliche in den Chorbänken, die sich für ihren Auftritt bereit halten. Familien, Kinder und Jugendliche zu beteiligen gelang dank tatkräftiger Unterstützung durch Katechetin, JuKo und
Kirchgemeinderätin. Unvergesslich die wuselnden Gottesdienste zum Schulanfang, mit Kindern und Jugendlichen jeden Alters, und mit Harfe, Saxofon oder Akkordeon.
Ich erinnere mich aber auch an volle Reihen bei Abdankungen, nicht endenden Verabschiedungen mit dankbarem Händedruck und dem Gefühl, etwas zum würdigen Abschied und guten Andenken des lieben Menschen beigetragen haben zu können.
Nicht verschweigen will ich auch die vergebliche Erwartung, hier auf dem Lande eine Bevölkerung anzutreffen, die noch selbstverständlich “zChiuche gehen” würde. Oft blieb die Kirche zu verwaist, das
Grüpplein derer, welche sich unter dem Wort Gottes versammeln, einander trösten und Kraft tanken, wirkte verloren.
Was in der geistlichen Entwicklung der Menschen auch hier möglich ist, durfte ich in den Exerzitien erahnen, auf welche sich rund 20 Menschen im vergangenen Advent einliessen. Und dank Offenheit und Engagement zweier Frauen starteten wir sogar einen Kindergottesdienst, der meine Kinder zu freiwilligen und begeisterten Kirchgängern machte.
Meine Vision einer Kirchgemeinde, die Hüterin der Geschichte und Tradition im umfassenden Sinne ist, fand in den Jodelgottesdiensten ein schönes Echo. Dass Wangen auf fast 900 Jahre benediktinisches und evangelisches Leben und Beten zurückblicken kann, hielt ich in meinem Oratorium im Pfarrhaus
wach.
Ich wünsche der Kirchgemeinde und denen, welche für sie künftig Verantwortung übernehmen, dass sie aus diesem Schatz schöpfen können. Und Ihr alle sie nach Kräften darin unterstützt!
Bhüet eu Gott!
Pfr. Roland Diethelm

Stolpersteine
Am 15. Juni setzt der Verein Stolpersteine Schweiz in Bern für fünf Schweizer Opfer des Nationalsozialismus und Faschismus die bekannten kleinen Gedenktafeln.
Stolpersteinsetzung in Bern am 15. Juni 2023
Am Abend laden wir zu einer grossen Gedenkveranstaltung u.a. mit Justizministerin Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider und David „Knackeboul“ Kohler ins Paul-KleeZentrum ein.

Abschiedsgottesdienst
Am 25. Juni lade ich Sie alle zu meinem Abschiedsgottesdienst um 10 Uhr in der ref. Kirche Wangen an
der Aare ein. Im Anschluss an den Gottesdienst offerieren Kirchgemeinderat und Jugendkommission
einen Apero. Ich freue mich, mit Ihnen bei dieser Gelegenheit noch einmal anstossen und einander alles Gute wünschen zu können.

Vom Oberaargau an den Hochrhein
Pfarrer Roland Diethelm wechselt auf 1. August 2023 von unserer Kirchgemeinde in die Stadt Schaffhausen als Pfarrer in der Kirchgemeinde St. Johann-Münster. Diethelm stammt aus dem Zürcher Weinland. Über Zürich, Wien, Berlin und Mexiko City kam er nach Wangen, wo er am 3. März 2019 durch Prof. Martin George in einem feierlichen Gottesdienst, bei welchem auch der Abt von Engelberg mitwirkte, in sein Amt eingesetzt wurde.
Seine Schwerpunkte als Pfarrer sind bei Familie, Jugend und Kinder. Roland Diethelm übernahm die Verantwortung für die Konfirmation und den Unterricht der 9. Klasse. Er führte die liturgischen Farben im Kirchenraum ein, welche durch farbige Tischtücher gekennzeichnet wurden.
Das Wort und die klassische Musik, insbesondere die Bachwerke, sind Themen, welche ihn besonders auszeichnen.
In Erinnerung bleiben uns seine anspruchsvollen und ausgiebigen Gottesdienste mit viel Gesang. Daneben interessierte sich Roland für die Geschichte unseres Städtchens, das früher Priorat
des Benediktinerklosters Trub war. Diesem Orden fühlte sich Diethelm sehr verbunden. Besonders der Sprechgesang, die Psalmen, sowie die Tagzeiten berührten ihn. So führte er bei uns die gregorianischen Morgengebete in der Adventszeit ein.
Im alten Pfarrhaus, das er mit seiner Familie bewohnte, fühlte er sich sehr wohl. Er richtete sich im Parterre einen besonderen Raum als Oratorium ein, den er als Rückzugs- und Besinnungsraum nutzte.

Lieber Pfarrer Roland Diethelm, im Namen der Kirchgemeinde Wangen an der Aare danken wir Dir für Dein segensreiches Wirken und Deine vielen wertvollen neuen Ideen und Impulse für unsere Gemeinde. Wir wünschen Dir weiterhin viel Elan und Freude bei Deinen pfarramtlichen Tätigkeiten.
Der Kirchgemeinderat

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